Geschichte

Denkmäler

Am Ortsausgang nach Hodderup befindet sich ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Einkoppelung 1757 und die Flurbereinigung im Jahre 1964. Dort steht auch die Friedenseiche seit 1871.

Hof Owesen Hof Owesen in der oberen Dorfstraße (unter Denkmalschutz)

 

Vorgeschichtliches

Anhand von Ortsnamen läßt sich die Besiedlungsgeschichte Angelns gut rekonstruieren. Dörfer, deren Ortsname sich aus einem Personennamen und der Endung "-by" zusammensetzen, sind Gründungen aus der Wikingerzeit 800-1050. Im 10. Jahrhundert entstanden Ausbaudörfer und Tochtersiedlungen, deren Ortsnamen auf -thorp, -toft oder -böl enden, und man geht davon aus, daß aufgrund der vielen frühen Ortsnamen Angeln um 1200 verhältnismäßig dicht besiedelt gewesen ist. Gremmerup war gemäß einer Überlieferung um 1450 als "Grymmedorp" und "Grymtorp" (Dorf = altdänisch "thorp", des Grimi = altdänischer Personenname) bekannt. [Lit.: W. Laur, 1992, 282; Angelns älteste Ortsnamen, Jb. Angeln 1950, 133;. Jb. Angeln 1968, 31 .]

Ab 1600 sprach man bereits von "Grimmerup" oder "Grummerup". "Grum" bedeutete soviel wie das Ende eines Gewässers, und in Gremmerup dehnte sich damals in der heutigen Niederung eine weite Wasserfläche aus, der sogenannte Wodansee. Das höher gelegene Land war jedoch von Urwald bedeckt.

Für den Norden der Landschaft Angeln war Husby zur Wikingerzeit ein Mittelpunkt, vielleicht sogar ein heidnisches Kultzentrum. Schätzungsweise wurde Gremmerup im 7. und 8. Jahrhundert vom Urdorf Husby aus besiedelt. Husby lag am Kreuzungspunkt zweier bedeutender Handelswege, von denen der wichtigere von Haithabu über Husby nach Holnis und damit nach Nordschleswig führte. Husby war ein bedeutendes Hardeszentrum mit nicht geringer Ausstrahlungskraft geworden, hier befand sich der Sitz eines mächtigen Herrn (Hardesvogt, Lehnsmann des Königs o.ä.), und hier waren die Thingstätte und der Galgenberg (südlich und westlich der heutigen Kirche).

In der Gemarkung Gremmerup/Rosgaard lag ein See oder Sumpf ("Wonsdam" oder "Wonskiaer"), der dem Wodan-Odin geheiligt war. Neben diesem Gewässer befand sich ein heiliger Wald ("Helleskov"). Helledal - das heilige Tal - führte nach dem Roßhof (Rosgaard), wo die heiligen Rosse für Opfer und Weissagungen gehalten wurden. So ist also in dieser Gegend der Mittelpunkt zumindest der Harde in der heidnischen Zeit der Angeln zu suchen.

Im Jahre 1739 fand man in Gremmerup beim Pflügen auf einer zugehörigen Katenkoppel 314 ganze und zahlreiche zerbrochene silberne Pfennige mit einem Gesamtgewicht von 135 Gramm, die alle in der Wikingerzeit zwischen 940 und 980 in Haithabu geprägt wurden. Es handelte sich um den bedeutendsten Münzfund Angelns. Die 26 besten erhaltenen Münzen werden im königlichen Münzkabinett in Kopenhagen aufbewahrt.

Am westlichen Dorfrand von Husby (Sportplatz) fand man 1955 beim Siedlungsbau ein Urnenfeld aus der Zeit 600 vor bis Chr. Geburt. Bis zum Jahre 1960 wurden hier insgesamt etwa 1300 Urnen ausgegraben. Sensationell war der Fund eines Wagengrabes, von dessen Art nur drei bekannt sind. Das Grab lag am Nordrand des Urnenfeldes, abgesondert von allen anderen Beisetzungen. Der Tote, aufgrund der Beigaben vermutlich von fürstlichem Stand, war offensichtlich mit dem Wagen verbrannt worden. Von dem Wagen hatten sich nur die metallenen Beschläge erhalten. [Lit.: Röschmann 1963, 333,338. K. Raddatz. Das Wagengrab der jüngeren vorrömischen Eisenzeit von Husby, Offa Bd. 20, 1967. Husby 1976, 13.]

 

Entwicklung

Die Landschaft Angeln muß durch den Auszug der Angeln und Sachsen nach Britannien (5. Jh. n. Chr.) ziemlich menschenleer geworden sein. Erst langsam wird die Restbevölkerung, ergänzt durch Zuwanderern aus Jütland und Schweden, den Raum wieder besiedelt haben. Da alles Land, welches nicht mehr besiedelt war, dem König gehörte ("Konungslef"), waren die neuen Aussiedler als freie Bauern nur dem König untertan und nur ihm abgabe- und wehrdienstpflichtig. Diese Bauern hießen "Bonden" und ihren Besitz, über den sie frei verfügen konnten, bezeichnete man als "Bohl". Von den Bohlstellen wurden Katen abgelegt, die mit einer geringeren Landzulage für den nötigsten Lebensunterhalt versehen waren. Die Kätner (Katenbesitzer) hatten dafür zu festgelegten Zeiten Hoftage zu leisten. Im übrigen betätigten sie sich vielfach als Handwerker. Die sogenannten "Instenstellen" ohne Landzulage wurden von Landarbeitern eingenommen.

Hof GondesenHof Gondesen

Im 12. Jahrhundert bestand das obere Dorf aus sieben Bohlen, und zwar aus drei Bonden und vier Festebohlen. Letztere werden, da sie aus Königseigentum (Konungslef) entstanden waren, dem "Rude-Kloster" (1209 von Zisterziensermönchen aus Guldholm gegründet) geschenkt worden sein. Sie waren vom 13.-16. Jh. dem Kloster abgabepflichtig und mußten bei jeder Besitzübernahme die Feste nachsuchen und eine besondere Abgabe leisten. Neben der Husbyharde waren auch die St. Nikolai-Kirche zu Flensburg und das Gut Lundsgaard mit Landstellen im Dorf vertreten. Im Südteil des Dorfes lagen 8-10 Katenstellen, zwei davon im Unterdorf gehörten zur Festehufe "Nedderby" und waren somit der Nicolai-Kirche untergehörig. Die Bohlstellen sind, bis auf eine, schon vor 1600 in Halbbohlstellen oder Hufen geteilt worden, die letzte endgültig im Jahre 1720. Deshalb gehörten auch die Katenstellen später jeweils zwei Besitzern.

Die Gründer der Dörfer hatten einst den Wald gerodet und das Land gemeinsam urbar gemacht, und das Dorffeld wurde in der Genossenschaft freier Bauern gemeinsam bewirtschaftet. Bis zur Einkoppelung hatte jeder nur eine Toft und einen Kohlhof am Haus, das andere Land wurde jedes Jahr neu verteilt und die Weiden gemeinschaftlich genutzt. Im Jahre 1766 erließ die Deutsche Kanzlei eine Verordnung, nach der sich jeder seinen Landanteil für immer zuteilen lassen konnte. [Lit.: Chronik des Kirchspiels Husby, 1. Auflage 1976/2. Auflage 2000, Christoph Gondesen.]

Im Jahre 1741 erhielt die alte Schmiedekate Kruggerechtsame. Andreas Petersen (1732-1783) wird in der Dorfchronik als Krüger in Gremmerup bezeichnet, dieser wohnte an anderer Stelle in der ehemaligen Bondenkate (heute Dorfstr. 6). In den Kirchenbüchern wird erwähnt, daß zur damaligen Zeit auf dieser Stelle (ebenfalls?) Krugwirtschaft betrieben wurde. Dieses Haus brannte durch einen Blitzschlag im Jahre 1859 ab und wurde im darauffolgenden Jahr neu errichtet. Das Krughaus von 1829 fiel 1986 auch einem Brand zum Opfer. Heute befindet sich in der Nedderbyer Straße 1 eine neue Gaststätte, dessen Betrieb aber seit einiger Zeit ruht und die daher zum Verkauf angeboten wurde.

Gasthaus Gremmerup Gasthaus Gremmerup

In alter Zeit war die Strecke von Schleswig zur Holnis-Fähre als Kurierweg bekannt. Dieser führte auch durch Gremmerup und war für königliche und herzogliche Kuriere auf der Reise von und nach Kopenhagen der kürzeste Weg nach Dänemark.

1837 bestand Gremmerup aus 14 Höfen, 6 Katen, Krug, Ziegelei und Schmiede, zur Husbyharde gehörten 8 Höfe und 3 Katen. Gremmerup wurde 1853 unter Husbyharde eingemeindet. Eine ehemalige Kate aus dem Jahre 1709 wurde von Gremmerup nach Aussackerholz (Kielsieck) versetzt . Die langgestreckten, strohgedeckten Gebäude vereinigten unter einem Dach Wohnung und Stallungen, durch eine Tenne (Lohdiele) getrennt, wie teilweise noch heute zu erkennen ist. Die Ziegelsteine wurden in einer Ziegelei gebrannt, die nördlich vom Dorf gestanden hat. Die Kätner übten meistens sein Handwerk aus, das den Bedürfnissen des Dorfes entsprach.

Husby war bis um 1860 ein reines Bauerndorf. Als 1871 die Gemeinde Husbye entstand, verzeichnete Husby 107 Einwohner und 15 Wohngebäude im Dorf. An der Landstraße, die 1872-74 zur Chaussee ausgebaut wurde, lagen lediglich der Krug und eine Schmiede.

Dreschen in Gremmerup

Mit der Eröffnung der Bahnstation Husby auf der Strecke der Kiel-Flensburger-Eisenbahngesellschaft im Jahre 1881 hat sich das Dorf durch die Ansiedlung von Handelsgeschäften und Handwerkerbetrieben entlang der von 1872-74 ausgebauten Kappelner Chaussee (L21, in Husby: Flensburger Str.) zu einem Geschäftszentrum entwickelt. Seit 1903 gehörte die Strecke der Staatsbahn. Beim Bahnbau der Eisenbahn Kiel-Flensburg im Jahre 1881 hatte man übrigens ein weiteres Urnenfeld mit 2000 Urnen in Süderbrarup gefunden (der "Thorsberger Moorfund"). Jahrelang hielt die Bahn nur noch auf den Stationen in Sörup und Süderbrarup. Die Station in Husby wurde jedoch im November 2000 wieder feierlich eröffnet.

Jubiläum Der Friede, Festwagen, 25. Regierungsjubiläum

Von 1869-1970 war Gremmerup eine selbständige Gemeinde. 1886 gründeten Husby und Gremmerup eine gemeinsame Feuerwehr mit 30 Mitgliedern, seit 1905 bestehen selbständige Dorfwehren . Wie notwendig die Feuerwehr auch für Gremmerup sein würde, hat man vor allem nach 1980 erfahren müssen, als es häufiger im Ort größere Brände gegeben hatte (s. Einsatzgeschichte der Feuerwehr Gremmerup). In dieser Zeit wurde das Dorf Gremmerup im Volksmund bisweilen sogar "Brennerup" genannt.

In früheren Zeiten herrschte im oberen Dorf in den Sommermonaten oft Wassermangel, wodurch man gezwungen war, vom Unterdorf Wasser zu fahren. Da seit 1858 nur die sogenannte "Schlenderpumpe" dort stand, mit der Wasser aus einem neben dem Bach befindlichen Brunnen gepumpt wurde, kam es in der Erntezeit frühmorgens zu Wartezeiten. 1909 wurde die Wasserleitungsgenossenschaft gegründet und ein Wasserturm auf dem Weg nach Ruhnmark errichtet, der bis 1979 für die Wasserversorgung des Dorfes in Betrieb war. Danach wurde der Turm nur noch gebraucht, um Vieh zu tränken.

Wasserturm in Gremmerup

Durch die Abwanderung von jungen Frauen und Männern in die Industrie hatte es bereits vor dem 2. Weltkrieg Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft gegeben. Mit dem Überfall auf Polen wurden viele Bauern und Knechte eingezogen, und ihre Arbeitskraft fehlte dann auf den heimischen Höfen. Während des Krieges wurden 100 Kriegsgefangene aus Polen auf Höfe in Husby, Husbyholz, Hodderup, Lutzhöft und Gremmerup verteilt, wo sie die eingezogenen Knechte ersetzten.

Auf dem am 30. Oktober 1921 feierlich geweihten würdigen Ehrenmal des Husbyer Friedhofes sind die Namen folgender Gremmeruper auf den Gedenktafeln verzeichnet: Aug. Petersen, Ferd. Petersen, Carl Lange, Peter Böttger. Auf der Ehrenmal-Erweiterung nach dem 2. Weltkrieg findet man u.a. folgende Inschrift: GREMMERUP 1940 Asmus Nissen. 1941 Paul Hansen, Willi Hansen verm. 1944. 1943 Matth. Nissen, A. Hansen, P. Hansen. 1944 Heinz Specht. 1945 R. Wagner, Max Plowinski. 1948 Kurt Jenz. Vermißte 1944-45: Otto Andresen, R. Meyer, P. Petersen.

[Lit.: Topographie der Landschaft Angeln, Band I, B. Hamer] - [Lit.: Chronik des Kirchspiels Husby, 1. Auflage 1976/2. Auflage 2000, Christoph Gondesen.]

 

Links

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Die Kirchspiele in Schleswig-Holstein vor 1870

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